Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Ich mag es nicht mehr lesen, ehrlich!

@mauerschauer 0

Die Süddeutsche, die ich an sich mag, und auch andere Zeitungen haben so eine Tendenz lustig gemeinte Artikel über das Radfahren in den Städten zu schreiben, die bei genauem Hinsehen überhaupt nicht lustig sind. Meist geht es dabei um irgendwelche „Typen“ von Radfahrern, die sich irgendwie besonders abheben sollen.

In dem Artikel „Wie ein vernünftiger Mensch zum rabiaten Kampfradler wird“ geht es denn auch erstaunlich wenig darum, wie der genannte Mike zum „Kampfradler“ wird, obwohl es da sicher ein paar sehr interessante Dinge zu erwähnen gäbe von erbärmlicher Infrastruktur bis hin zu endemischer Benachteiligung. Sondern es geht eigentlich nur darum, dass er einer ist. Ein sogenannter Kampfradler. Auf den ersten Blick sind im Artikel verwendete Titulierungen wie „Strampeltaliban“ ja vielleicht irgendwie ganz witzig. Aber die Botschaft ist natürlich trotzdem fatal und die Wortwahl zumindest bedenklich.

In Summe ist es nur wieder einer dieser „launigen“ Artikel, die Radfahrer zumeist entweder als „gewaltbereite missionarische Eiferer“ diffamieren oder als „nostalgische Freizeitroller“ verniedlichen (Ein Kniff, der im Übrigen auch von Rassisten gerne verwendet wird). Alle diese Artikel haben eines gemeinsam: Sie untermauern die Diskriminierung indem sie stets lediglich Stereotypen zementieren und zugleich die wichtige Tatsache negieren, dass es sich beim Fahrrad um ein ernstzunehmendes und unschlagbar effizientes Verkehrssystem handelt!

Dieses Bild setzt sich erwartungsgemäß in der Realität fort, indem man von anderen, in der Regel motorisierten, Verkehrsteilnehmern eben entweder als Kampfradler, sprich outlaw und Freiwild wahrgenommen und auch behandelt wird. Oder eben als nicht gleichberechtiger, tendenziell lästiger Mitbenutzer, dem man ruhig die Vorfahrt nehmen kann, weil er oder sie ja eh zu nett ist, um sich dagegen zu wehren.

Ich fahre jeden Tag mit dem Rad ins Büro und bringe es dabei auf runde 4.500 km/ Jahr. Ich fahre auch gerne schnell mit dem Fahrrad, weil ich sportlich bin und es eben kann. Ich bin ein erwachsener Mann, deshalb lasse ich mich ungern von pöbelnden Autofahrern von der Straße verweisen. Ich bin ein gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer, deswegen reagiere ich gereizt, wenn man mir die Vorfahrt nimmt und ich bin ein Mensch, deshalb reagiere ich aggressiv, wenn man mich an Leib und Leben bedroht.

Ich bin eben einfach ein radfahrender Mensch. Verschont mich bitte mit diesem blöden Schubladendenken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

18 + 12 =