Die reaktionäre Propaganda wirkt

Beim heutigen Spaziergang über die Bergmannstraße fanden wir den Teil zwischen Zossener Straße und Solmsstraße gesperrt und genossen die autofreie Ruhe und Sonne. An einem Infostand erfuhr ich, dass dies die Anwohner mit Unterstützung des Vereins Changing Cities organisiert haben. Diese wollen nämlich nach dem bevorstehenden Rückbau der – laut Medien ja so schrecklichen und gehassten – Parklets vor allem eines nicht: Das es wieder so wird wie vorher mit den ganzen Parkplätzen. Deshalb solle das Partizipationsverfahren abgewartet werden. Hmmm… dachte ich so bei mir. Das hatte sich ja oft in der Berichterstattung ganz anders angehört.
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Kapitalismus und Autos

Autos bzw. die individuelle sogenannte Mobilität sind das Spiegelbild der aktuellen neokapitalistischen Wirtschaftsweise. Indem die wenigen Vorteile des zutiefst dysfunktionalen Systems denjenige vorbehalten sind, die daran teilnehmen wollen und können – also privatisiert -, die Kosten aber zur Gänze der Gesamtheit der Menschen aufgebürdet – also externalisiert – werden, zeigt sich hier das Gesicht dieser Wirtschaftsweise.

Die Gesellschaft kommt für die entstehenden Kosten beispielsweise im Gesundheitswesen und bei der Bereithaltung der Infrastruktur auf. Der Verkehr belegt Polizei und Justiz mit belanglosen Blechschäden. Jeder Einzelne wird täglich mit den Risiken des Passivfahrens in Form von aggressivem Lärm, giftiger Luft und Verletzungsgefahr konfrontiert. Echten, individuellen Schutz gibt es keinen!

Dies alles ist so nur noch möglich nur vor dem Hintergrund einer skandalösen und zutiefst undemokratischen Verflechtung von Wirtschaft und Politik. Diese zeigt sich gerade wieder, wenn die Industrie auch angesichts des gewaltigen Betrugs am Kunden, am Staat und an der Gesundheit der Bevölkerung (euphemistisch als „Diesel-Affäre“ verniedlicht) nicht in angemessener Weise zur Rechenschaft gezogen wird.

 

So sieht das aus, wenn man alle einfach machen lässt…

Wer findet den Radweg?

Die Fotos hier zeigen keinen irgendwie besonderen Tag, sondern einfach was passiert, wenn sich jeder auf seine Weise und in seinem spießigen kleinen Rahmen über Regeln, Rücksicht und Vernunft hinwegsetzt.

Oder um es mit den Worten der feinen Blödzeitung zu sagen, das ist dann wohl: Freie Fahrt für Freie Bürger.
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Kapitualtion vor der Masse an Rücksichtslosigkeit

Parken ist hier nur in den Parkbuchten links erlaubt.

Das hier ist die Hornstraße in Kreuzberg. Direkt gegenüber dem Park am Gleisdreieck gelegen handelt es sich um eine Spielstraße, in der man lediglich Schritt fahren und nur in den dafür vorgesehenen Parkbuchten (hier links im Bild) parken darf.

An schönen Sommertagen oder wie jetzt zum Radioeins Parkfest ist das aber offenbar allen egal und deshalb wird diese Spielstraße regelmäßig in einen großen unübersichtlichen Parkplatz verwandelt.

Viel Platz zum Spielen bleibt hier nicht.

Das Ordnungsamt müht sich hier zwar zumindest gelegentlich für etwas Ordnung zu sorgen. Aber offenbar bringen weder die laschen Strafen noch Einsicht in das offenkundig asoziale Verhalten die Lenkerinnen und Lenker der Automassen hier auf die Idee, diesen Platz für Kinderzu respektieren und frei zu halten.

Ich finde das ziemlich armselig.

Der Park ist übrigens durch U- und S-Bahn von mehreren Seite her sehr gut mit dem ÖPNV angebunden.

Was auf diesen Bildern – wie immer – fehlt, ist der Berliner Polizist, den das interessiert.

Radfahren auf der Straße ist erlaubt – schon seit über 20 Jahren!

Es ist erschreckend mit welcher Ignoranz gegenüber dem geltenden Recht man sich immer wieder rumquälen muss. Deshalb hier ein erster Beitrag aus der Rubrik Aufklärung:

Bis zum heutigen Tage sind gefühlte 50%(**) der Autofahrer (und 99% der Taxi- und Transporterfahrer) davon überzeugt, die Straße gehöre ihnen alleine. Die anderen 50% (bzw. 1%) dulden die Anwesenheit alternativer Verkehrsteilnehmer meist eher widerwillig und gewähren einem die Vorfahrt wenn überhaupt gerne mit gönnerhafter Attitüde.

Fakt ist: „Die Benutzungspflicht [für Radwege] ist seit der Novelle der Straßenverkehrsordnung von 1998 nur noch dann gegeben, wenn der Radweg durch ein blaues Schild (Zeichen 237, 240, 241) gekennzeichnet ist. Wo dies fehlt, darf auch bei vorhandenem Radweg die Fahrbahn benutzt werden.“(*)

Wenn mir also ein Schlauberger das altbekannte „da ist der Radweg“ aus dem offenen Fenster zugröhlt, dann würde mich mal interessieren, ob die gleiche Person mit ihrem Auto/ Transporter/ LKW freiwillig auf einem Feldweg fahren würde, wenn parallel dazu die Autobahn verläuft. Das entspricht nämlich durchaus häufig dem Verhältnis zwischen dem Zustand des Radweges und dem der Straße.

(*) Quelle: https://www.adfc.de/verkehr–recht/recht/regeln-fuer-radfahrer/rennrad-und-radweg/rennrad-und-radwegebenutzungspflicht

(**) Nachtrag: Laut des folgenden Artikels aus dem Tagesspiegel sind es sogar 85% der Befragten, die bis heute nicht wissen, dass Radfahren auf der Straße auch bei vorhandenem Radweg in der Regel erlaubt ist.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/radfahrer-und-verkehrsregeln-besser-auf-der-strasse-bleiben-trotz-radweg/9973800.html

Meine Interpretation: Wahrscheinlich hat man im Verkehrsministerium Schelte von der Autlobby bekommen und verschweigt die Regel jetzt einfach… die haben es halt auch nicht leicht.