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Die Deutschen fürchten sich vor Terror – aber nicht vor Autos.

@mauerschauer 0

Was muss ich da in den Zeitungen und online-Portalen lesen: Die größte Angst der Deutschen ist auch dieses Jahr wieder die Angst vor dem Terror bzw. vor einem Terroranschlag (im Jahr 2016 war sie es erstmals)! Dieses Jahr hat sie etwas abgenommen, ist aber weiter auf Platz 1.

Herausgefunden hat das ein Versicherungskonzern (R+V), also – ähnlich wie die Politik – ein professioneller Angstverwerter. Das an sich ist ja schon irgendwie bezeichnend. Ich werde gelegentlich mal nachsehen, ob und wie man sich gegen Terror schon versichern kann. Sage also keiner, der Kapitalismus sei nicht auch lustig…

[Hier mal eine exemplarische Quelle dazu:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/angst-studie-enthuellt-deutschlands-befuerchtungen-15187356.html ]

Jedenfalls werden da die Champagnerkorken geknallt haben in den diversen PR-Agenturen. Soll erfüllt, 80 Millionen Leute haben Angst vor einer Schimäre,  Provision gesichert!
Denn das kann ja eigentlich gar nicht mit rechten Dingen zugehen.

Ich mag ja Mathematik, deshalb hier einfach mal:

Die Zahlen:

Im gesamten Jahr 2016 sind in Deutschland 12 Menschen durch Terror umgekommen. Das war, soweit ich recherchiert habe, die höchtse Zahl an Todesopfern, die es nach 1945 auf deutschem Boden durch Terror in einem Jahr gab, und der Tod dieser Menschen (auf dem Berliner Weihnachtsmarkt) ist ohne jeden Zweifel eine Tragödie. Nur zur Erinnerung: Tatwaffe war ein LKW!

>> Mehr dazu: Autos sind Waffen

Andererseits sterben jeden Tag auf unseren Straßen in etwa gleich viele Menschen und das finde ich aufs Jahr gesehen exakt 365 mal tragischer. In meiner kleinen Welt müsste es demnach jeden Tag eine Schweigeminute mit Kanzlerin und Kranzabwurf für die Opfer des Verkehrsterrors geben. Jedenfalls dann, wenn jedes Menschenleben gleich viel wert wäre.

Trotzdem hat offenbar kaum ein Mensch in diesem Land Angst davor (jedenfalls nicht in den Top 10 der Ängste) bei einem Verkehrsunfall zu sterben, obwohl das sehr viel (nämlich 365 mal) wahrscheinlicher ist.

Wie kann das sein?

Kann es sein, dass man über Terror jeden Tag liest und schlimme Bilder sieht, über Tote (und Verletzte(*), deren Leben oft ruiniert ist) auf deutschen Straßen aber vergleichsweise wenig hört? Müssten die vielen Toten nicht eigentlich jeden Abend in der „tagesschau“ erwähnt werden, zum Beispiel statt der Ergebnisse im Springreiten oder anderer Randgruppensportarten?

Während wir also praktisch über jeden, wenn auch nur versuchten oder möglicherweise gar nicht terroristischen Anschlag auf der ganzen Welt sofort und umfassend informiert werden, hört man herzlich wenig über die hausgemachten Opfer unserer heroischen und unfassbar großartigen Automobilindustrie.

Kann es sein, dass man mit Angst zwar sehr gut Politik machen kann, aber nur, wenn sie sich gegen einen äußeren Feind und nicht gegen die eigene Wirtschaft richtet?!

Könnte es sein, dass man so etwas gemeinhin Propaganda nennt?

Aber nein: Bestimmt stecken russische Hacker dahinter!

(*) Ich erwähne die Verletzten immer nochmal gesondert, weil die in den wenigen jährlichen Berichten zu den „Verkehrsopfern“ des Jahres XYZ völlig zu Unrecht irgendwie untergehen. Dabei ist das Leid dieser Menschen sehr groß.

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