Schuld sind immer die anderen…

Eine kleine, neulich selbst erlebte Geschichte: Ein Pkw parkt so, dass er unnötigerweise den Radweg fast vollständig blockiert. Eine herankommende Radfahrerin weist den aussteigenden Fahrer freundlich darauf hin, der sich daraufhin einsichtig zeigt und wieder einsteigt, um sein Fahrzeug etwas rücksichtsvoller abzustellen. Seine ebenfalls ausgestiegene Begleiterin ruft der weiterfahrenden Radlerin hinterher: „Aber sonst sind es immer die RADFAHRER“.

Genau, falsch verhalten sich immer nur die anderen.

Das Leben ist so schön einfach, wenn man nur doof genug ist.

2/3 aller Dieselfahrzeuge übeschreiten NOx Grenzwerte massiv

„Nach wie vor verweigern Verkehrsminister Scheuer und sein Kraftfahrt-Bundesamt eine transparente Aufklärung des Abgasskandals. Die Abgastests des Kraftfahrt-Bundesamtes gleichen einem Geheimmanöver.“(*)

Wie kann es rechtens sein, dass ein Amt, das wir Steuerzahler finanzieren, Zahlen, für die wir Steuerzahler bezahlt haben, über lange Zeit vor uns geheim hält und nur nach Klage herausgibt?

(*)Einfach mal diesen Beitrag vom RBB lesen:

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2019/10/abgase-dieselskandal-nox-messung-kraftfahrtbundesamt-autos-schmutzig.html

Hier eine Karte mit Abgasbelastungen für Berlin:

https://www.rbb24.de/politik/thema/2017/abgasalarm/beitraege/abgasalarm-Stickoxid-Werte-in-Berlin-flaechendeckend-zu-hoch.html

Und wie reagiert der Autominister und Cheflobbyist der internationalen Autoindustrie: Er versucht die Grenzwerte zu lockern. Was auch sonst…?!
https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-01/bundesverkehrsminister-andreas-scheuer-ueberpruefung-stickoxid-grenzwerte

Und der Skandal im Skandal: Es geht auch sauber, die Technik ist da. Es kostet die Hersteller nur etwas Geld. Und wir reden hier von Autos die teilweise 80.000 EUR und mehr kosten. Gibt es ein besseres Bild für Gier und pathologisches Profitstreben?

Zitat aus dem oben genannten rbb-Artikel: „Man kann ein Dieselauto sauber machen. Es gibt jetzt Fahrzeuge, die liegen im Bereich von 10 bis 15 Milligramm Stickoxid pro Kilometer. Auch große, starke Fahrzeuge. Das zeigt, es geht technisch, wenn man gewollt hätte, aber man hat nur Geld gespart.“

XTR Extinction Rebellion vs. Pendler

Wow, da schäumt die bürgerliche Autopresse, wenn mal ein paar Wackere sich hinstellen und ein bisschen Platz in der Stadt beanspruchen.

Zum Vergleich:

Jeden Tag legen hundertausende Pendler subventioniert mit Pendlerpauschale die halbe Stadt lahm und keiner unternimmt etwas dagegen.

Denn das sind die Blockaden und Zumutungen des täglichen, „normalen“ Verkehrsinfernos: Blockierte Fuß- und Radwege, Spielstraßen, Busspuren, Ein- und Ausfahrten und Feuerwehrzufahrten. Blockierte Kreuzungen und Wohnstraßen. Blockierte Fußgängerampeln. Parkblockaden in zweiter und dritter Reihe vor Schulen und anderswo. Das ganze kombiniert mit abgasgeschwängerter Luft und ohrenbetäubendem Lärm garniert mit dem hysterischen Hupen cholerischer Zuerstkommer. Ich weiß wovon ich rede, denn ich arbeite in Moabit in der Nähe der Beusselstraße… Jede XTR Blockade ist mir unendliche Male lieber als diese dystopische sogenannte „Normalität“!

Das kann man übrigens auch jeden Morgen im Verkehrsfunk hören und vor der Haustür sehen. und in jedem Auto sitzt im Schnitt 1,1 Mensch.

Aber das findet ihr ganz normal? Das finanziert ihr mit meinen Steuern?

How dare you!

Die große Koalition lehnt ein Tempolimit ab

und zeigt damit wieder einmal, dass alles Gerede über Klimaschutzziele und Vision Zero nur leeres Gewäsch ist.

Und zur Begründung ist dann keine Phrase zu hohl, Scheuer findet ein Tempolimit „gegen den Menschenverstand*“ weil ihm erstens derselbe offenbar abgeht und er zweitens kein einziges sachliches Argument dagegen vorzubringen hat. Dafür beklagt er den Ansatz der „ständigen Gängelung [der Autofahrer, Ergänzung des Autors]“*. Und dann AKK, die auch einmal etwas richtig machen will und ins gleich Horn stößt und meint, „dass man eine ganze Gruppe, nämlich die Autofahrer, quälen und bestrafen will, als dass man wirklich damit eine sinnvolle Klimaschutzdebatte führen will.“ Ja stimmt, die haben es ja bekanntlich echt schwer bei uns in Deutschland, die armen Autofahrer. Es ist ja quasi ein stehender Ausdruck in der ganzen Welt, eine benachteiligte Person als arm dran „wie ein Autofahrer in Deutschland“ zu bezeichnen. Haben Sie noch nie gehört? Tja, kann ich mir jetzt auch nicht erklären.

Und dann der Scheuer wieder: „Das Tempolimit ist eine typisch ideologische Verbotsdiskussion aus der grünen Mottenkiste.“* Wow, was für ein grotesker Blödsinn. Alle europäischen Länder und die USA und im Grunde alle anderen Länder auf Gottes weiter Erde sind ja bekannt dafür, dass sie seit Jahrzehnten ideologische Verbote aus der grünen Mottenkiste umsetzen. Oder wie erklärt sich DER HERR, dass die alle schon lange ein Tempolimit haben. Könnte es vielleicht doch einfach gute Gründe geben? Ach nein, DER HERR erklärt ja nichts, er hat ja den „Menschenverstand“ auf seiner Seite.

Nicht mal Trump fordert freie Fahrt für freie Bürger. Aber das kann ja noch werden. Ich traue es ihm zu.

* zitiert nach https://www.spiegel.de/auto/aktuell/tempolimit-andreas-scheuer-beklagt-staendige-gaengelung-a-1250232.html

Platzverbrauch des MIV visualisiert

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum es in Berlin so verdammt eng geworden ist. Hier die Antwort:

Quelle: https://images.washingtonpost.com

Und genau deshalb kann das mit dem Motorisierten Individualverkehr (MIV) in den wachsenden Städten nicht funktionieren. Und es ist völlig egal, ob die mit Benzin, Diesel, Strom oder Keksen angetrieben werden.

Mehr dazu gibt es hier beim „The Commuter Toolkit“:
https://www.flickr.com/photos/i-sustain/sets/72157623162925226/with/4254754527/